Freitag, 11. Mai 2012

Ich treffe den Dekan der Senshu-Uni - und er kann Deutsch!

14.30 Uhr Treffen mit dem Dekan deiner Austauschuni, um den Dank für die gesammelten Spenden für einen vom japanischen Erdbeben vom März 11 stark in Mitleidenschaft gezogenen Campus in Ishinomaki persönlich abzuholen. Unsere Institutsgruppe der Japanologie (und damit auch ich) haben innerhal kurzer Zeit nach dem Erdbeben im März 2011 in Japan nach den schlechten Nachrichten, dass ein Campus unserer Austauschuniversitäten in Mitleidenschaft gezogen wurde, mit einem Kaffee- udn Kuchenbasar Spenden gesammelt. Durch den Verkauf und den freiwilligen Spenden der Studenten und Dozenten (Fachinterne, aber auch eine Menge Fachfremder) haben wir 1050 Euro zusammen bekommen. (Nähere Infos: Hier).

Natürlich fängt es an zu regnen wie Sau, als ich noch im Zug war und pünktlich, als ich einen Schritt aus dem Zug am Zielbahnhof mache, fängt es auch noch an zu gewittern: Fußweg 20 Minuten bergauf (Rückweg nur 15 Bergab ;) ). Da kommt Freude auf. Dafür wurde einem extra aufgetragen, sich für das Treffen schick zu machen.
Gut. Herausforderung angenommen. Schließlich habe ich an einen Schirm gedacht, kann ja nicht so schwer sein!

Nachdem ich es pünkltich (und halbewegs trocken) zum vereinbarten Treffpunkt mit meinem Betreuungsprofessor geschafft habe, der mich zu dem großen Treffen begleitete (ich hatte sogar noch Zeit, mich auf dem Klo "frisch zu machen", wie es so schön heißt. Also nachpudern und ganz wichtig: durchnässte Frisur richten), ging es los. Ich trat also mit meinem Prof aus dem Gebäude, um zum Dekan zu gehen und FLATSCH! treffsicher landete ich in der wohl einzigen verschmutzten Pfütze auf dem Campus - da war halt der Teer kaputt - und hatte ein schwarzes Bein. Macht sich auf Fotos nicht gut. Meine Tasche mit den Feuchttüchern lag natürlich sonstewo zu dem Zeitpunkt. Weggeschlossen im Büro meines Betreuungsprofs...
Mein Dozent half mit einem Stofftaschentuch aus, an dem jetzt Campusdreck klebt. Sorry nochmal (auch wenn er hier nicht lesen wird). Dafür hatte ich schöne Beine beim Foto für die Campuszeitschrift (siehe unten).

Die Zeit eines Dekans ist natürlich knapp bemessen, was ihn nicht davon abhält, ein wirklich sehr netter Mensch zu sein, der offensichtlich viel lacht. Es half außerdem, dass er mich auf Deutsch begrüßte und auch die ganze Zeit über eine deutsche Konversation aufrecht erhielt - sofern es nicht Dinge waren, die alle wissen wollten und sollten. Er hat 4 Jahre in Deutschland verbracht, davon die meisten in Trier, aber auch an der Uni Halle. Er kennt auch meine Pofessorin Frau Prof. Gesine Foljanty-Jost, die er kennenlernte, als sie noch Assistenzprofessorin war. Er bezeichnet sie als gute Freundin, das wusste ich nicht, überraschte mich also. Zufälle gibts!
Natürlich war die Unizeitung samt Fotograf anwesend, der pausenlos Bilder machte. Ich bekam das aktuellste Buch meines Dekans geschenkt (読書と人生 - Lesen und das Leben), das sich sehr angenehm lesen lässt (Wozu hatte mein Zug durch das Unwetter Verspätung?) und zum Schluss gab es nochmal eine Fotosession mit meinem Betreuungsprof, dem Dekan und mich für die Zeitung. Dabei wurde ich immer wieder mit Dank für die Spendenaktion an meiner deutschen Uni überschüttet. Ich kam mir echt verdammt wichtig vor, dabei wollte ich bei diesem Treffen klarstellen, dass das eine Aktion der IG war - und ich eigentlich nur für die Übergabe und Überweisung zuständig war. Es war schließlich eine Gemeinschaftsaktion von uns allen und als einzelne Person auch gar nicht so einfach zu stemmen. Ich denke, es hat geklappt.

Shimane-sensei, mein Betreuungsprofessor (Soziologie), Ich, Herr Hidaka, Dekan der Senshu - alle vor einem Bild einer Brücke in Trier gemalt von Herrn Hidaka.
Nun bin ich glücklich und zufrieden, der Artikel wird im der Juni- oder Juliausgabe der Senshu-Zeitung veröffentlich und wird auch auf der Homepage landen. Und ich hab den Dekan von meiner Austauschuni kennengelernt. Dabei muss ich zu meiner Schande gestehen, ich weiß nicht mal, wie der Dekan meiner deutschen Uni aussieht... Es ergab sich einfach noch keine Gelegenheit, mal an seiner Tür zu klopfen. :(

Dienstag, 8. Mai 2012

Meine Uni, mein Unterricht - oder sowas in der Art ;)

Nach Tagen des kalten Wetters und Regens haben wir jetzt ab und an sommerliche Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit. Der Frühling wurde einfach übersprungen.
Meine Uni liegt ziemlich außerhalb, im Tama-ku - eigentlich der Inbegriff eines Landkindes für Tokyoter ;) Und vom Bahnhof muss ich locker nochmal 15-20 Minuten bergauf Richtung Uni laufen. Da schwitzt man gut und das mitgebrachte Trinken ist alle. Dafür laufe ich durch Wohnviertel und eine Menge Grün. Ganz angenehm im Vergleich zur Betonwüste Tokyo. Es riecht richtig nach Natur und manchmal höre ich Tiere, die ich noch nie gehört habe.

Weg zu einigen nördlichen Gebäuden meiner Uni



Im Vergleich zum Keio-Mita-Campus, der mitten im Herzen Tokyos liegt, ist mein jetziger Campus riesig mit 15 (ok, eigentlich nur noch 14 Gebäude, da das Gebäude Nummer 3 nach dem großen ostjapanischen Erdbeben nicht mehr sicher war und abgerissen wurde) Gebäude, viele Grünflächen, 20.000 Studenten, zwei Conbinis, ein bis zwei Buchläden und drei oder vier Mensen. Dazu auch Mo's Burger, das japanische McEnte. Man wird also gut bespaßt.

Hier ein kleiner Film, der meinen Weg zur Uni zeigt, auf den Link klicken und los gehts :)
(Dann auf den Grünen Button in der Mitte klicken, falls wer weiß, wie ich das Video einbetten kann hier im Blog, her mit der Info ;) )


Bis mein Japanischunterricht anfängt, habe ich nur zweimal die Woche Uni, dafür sitze ich in den normalen japansichen Masterkursen mit anderen Masterstudenten - als normale Studentin. Ist ansprechend genug fürs Erste. In einem Kurs referieren wir die ersten drei Wochen über japanische Bücher zu soziologischen Theorien und Methoden. Da ich das Handout immer erst am Tag des Geschehens bekomme, kann ich ohne vorherige Beschäftigung mit dem Thema nur schwer folgen. Aber nach den drei Wochen lesen wir kapitelweise ein englisches Buch zur soziologischen Theorie (ja, das Englisch der Japaner ist so schlecht, dass das so langsam geschehen muss - auch im Master ;) ).

Gebäude Nr. 9, im 5. Stock ist das International Center und der standartmäßige Versammlungsplatz meines Zirkels.

Die beiden Donnerstagskurse habe ich bei meinem Betreuungsprofesser. Auch hier sind wir wie im Montagskurs nur eine Handvoll Studenten (anders im Bachelorstudiengang, da sind es Massen - aber es macht kaum einer den Master, weil sich kaum einer wirklich für das Studium interessiert sondern es meist nur als Jobsprungbrett benutzt. Daum auch nur ca 480 Masterstudenten), sodass ich oft gefragt werde. Dafür verstehe ich mehr. Der Kurs ist auf internationalen Austausch ausgerichtet, auch weil noch drei weitere chinesische Austauschstudenten dabei sind. Wir lesen dafür kapitelweise ein japanisches Buch über die Problematik der heutigen Risikogesellschaft (so langsam extra für uns). Ich hatte dazu auch schon in Deutschland ein Seminar - nur eben für Deutschland und nach Fukushima zum Risiko der Atomkraft. Darum finde ich die Thematik "Risiko" im Zusammenhang mit immer prekärer werdenden Beschäftigungsverhältnisse in Japan echt interessant und lese auch das komplizeirte Buch gerne (Eine Seite 20 Minuten, wenn sie anspruchsvoll ist... Gähn...). Außerdem weiß mein Dozent, wie er komplizierte Dinge erklären muss, sodass auch wir das alle verstehen.

 Die Zusammenfassung zu den Kapiteln, die wir lesen, ist auch leichter zu verstehen, da ich durch das vorherige Lesen des Kapitels selbst die Vokabeln verstehe. Dafür lohnt sich die Arbeit und es ist gut, dass uns Austauschis die Arbeit des Ordnen und Gliedern der Informationen für die Zusammenfassung (noch) abgenommen wird. Wahrscheinlich dürfen wir das auch mal in der Zukunft machen. Unser Lehrer testet uns gerne.
Der Montagsunterricht ist auch eher der japanische Weg: Dozent spricht, Studenten kaum. Donnerstag haben wir eine deutsche Runde: Dozent spricht, Studenten diskutieren.

Und hier die Mensa des Gebäude Nr. 9, der Sammelpunkt meines Zirkels, und irgendwie lande ich immer dort, wenn ich was essen will.

Außerdem bin ich in einen Zirkel eingetreten - A-capella.  Doch darüber und über meine Erlebnisse dort mehr im nächsten Post ;)